vom 20.10.2022 bis 23.10.2022 in Kooperation mit dem Dreikönigsgymnasium und dem Genoveva-Gymnasium

 

 Impressionen von Luna Buschmann und Linda Hillebrand (Q2):

„[…] Hier, an diesem Ort, ist es der Mensch, der zum Denkmal wird. Die Erfahrung von Verdun hat neue Kriege nicht verhindert, aber seine Symbole hören nicht auf zu mahnen und Zeugnis abzugeben.

Seit fast 100 Jahren rufen uns diese Männer zu: „Schaut, aber schaut uns an. Wir waren 20 Jahre alt, wir waren 30 Jahre alt. Wir waren Frankreich, wir waren Deutschland, wir waren das Leben.“

Mit diesen Worten endet der kurze Film im Beinhaus von Douaumont. Es ist ein Ort, an dem das Leben unmittelbar auf den Tod trifft. Oder doch andersherum? An dem die Toten ruhen und sich Lebende versöhnen. Ein Ort von großer Bedeutung in der Vergangenheit wie Zukunft.

Der zweite Tag in Verdun war für mich am eindrücklichsten. Noch nie in meinem ganzen Leben bin ich dem Krieg so nah gekommen wie auf dieser Reise. Im Klassenzimmer hätte ich wohl kaum eine solche Ehrfurcht gegenüber den Soldaten entwickelt wie in Verdun, auf dem Schlachtfeld, im Wald von Caures, im Mémorial, im Forts und Beinhaus von Douaumont. Die Orte haben eins gemeinsam: Sie bleiben in Erinnerung. Ob es das Gebäude vom Beinhaus ist, das den oberen Teil eines Schwertes zeigt, welches umgedreht in die Erde gesteckt wurde oder die Hunderten von weißen Kreuzen, die einem die Dimension der Zahl der Toten zeigt oder der Caureswald, der versehrt ist mit tiefen Einschlägen der Granaten. All diese Bilder sind in meinen Kopf und werden immer wieder erscheinen, wenn ich an den Ersten Weltkrieg denke.

Die Reise hat mir gezeigt, dass Denkmäler unverzichtbar sind. Sie geben Anlass zum Gedenken, begreifen, verstehen.

Fahrtenbericht von Alessandra Nelles und NoraNesseler (Q2):

Die Vorbereitungen für die Gedenkstättenfahrt begannen für uns bereits im letzten Jahr. Es fanden insgesamt vier Treffen und ein Workshop statt, bei denen wir uns gemeinsam mit denSchülern und Schülerinnen des Dreikönigsgymnasiums und des Genoveva-Gymnasiums mit der geschichtlichen Bedeutung Verduns, dem historischen Hintergrund für die Schlacht von Verdun und der Geschichte zwischen Frankreich und Deutschland vertraut gemacht haben. Darüber hinaus haben wir uns vorher auch mit der Segregation der jüdischen Bevölkerung in diesen Ländern beschäftigt. Dabei knüpften wir schon die ersten Kontakte mit den Schülern der anderen beiden Gymnasien, die wir in der Zeit der Vorbereitung und natürlich bei der Fahrt besser kennenlernen durften.

Als dann der Tag der Reise kam, erreichten wir nach einer anstrengenden Busfahrt Verdun und machten noch am selben Tag mit unserem Guide Pierre, der uns fast die gesamte Fahrt über begleitete, eine Stadtführung durch die Stadt Verdun. Dabei besuchten wir die Cathédrale de Notre-Dame de Verdun, das Monument aux Enfants de Verdun pour la France sowie das Monument à la Victoire et aux Soldats de Verdun (siehe Foto) und er erklärte uns deren Bedeutung für die französische Bevölkerung. Anlässlich der Hundertjahrfeier besuchten wir am nächsten Tag das Colonel-Driant-Denkmal. Dort wurden wir Teil einer Zeremonie, über die auch die regionalen Zeitungen berichteten. Uns wurde zum ersten Mal die ganz unterschiedliche Erinnerung an den Ersten Weltkrieg im Vergleich zu Deutschland bewusst. Anschließend fuhren wir zum Mémorial de Verdun, einem Museum, das den Krieg und die Zeit in Verdun von 1914-1918 darstellt. Die weltberühmte Schlacht in Verdun fand im Jahr 1916 statt, genauer von Februar bis Dezember 1916. In der Schlacht kamen über 300.000 französische und deutsche Soldaten ums Leben. Im Museum erhielten wir durch Tagebücher und Feldpostbriefe viele Einblicke in die Gedanken und den Alltag der Soldaten an der Front. Wir lernten auch mehr über die extremen Wetterbedingungen, die während der Schlacht herrschten. Diese konnten wir teilweise auch nachempfinden, da man im Museum einen auf realistische Weise nachgebildeten matschigen Kriegsfeldboden rekonstruiert hat, den wir auch begehen konnten.

Weiter ging es für uns in das Fort Douaumont (siehe Foto), in dem wir viel über die Lebensumstände der deutschen und französischen Soldaten erfahren haben. Besonders beeindruckend war für uns das Massengrab von fast 700deutschen Soldaten, die durch ein Explosionsunglück am 8. Mai 1916 im Fort umkamen. Doch das Bewegendste war für uns das sogenannte Beinhaus, in dem die Überreste von über130.000 unbekannten Soldaten liegen (siehe Foto). Auch der Film, der uns dort detailliert über die Geschichte des Ortesaufgeklärt hat und der Blick auf die insgesamt 15.000 Gräber vor dem Beinhaus waren sehr eindrucksvoll. Zuletzt besuchten wir noch das Dorf Fleury, das im Ersten Weltkrieg komplett zerstört wurde. Neben Fleury wurden acht weitere Dörfer zerstört und nie wieder aufgebaut. Auch dabei wurden einem die immensen Auswirkungen des Krieges auf die Landschaft deutlich. Weite Teile der Landschaft sind übersät mit Bombenkratern und Überbleibseln von Schützengräben.

Am nächsten Tag besuchten wir noch ein kleineres Zwischenfort, das Ouvrage de la Falouse (siehe Foto), in dem wir mehr über den Alltag französischer Soldaten erfahren haben, bevor wir dann zu unserer zweiten Station der Reisefuhren, der Stadt Reims in der Region Champagne. Dort bekamen wir von einem österreichischen Guide eine aufschlussreiche und sehr interessante Führung durch die weltberühmte gotische Kathedrale in Reims (siehe Foto) und erfuhren einiges über die Stadtgeschichte sowie die deutsch-französischen Beziehung vor Ort. Nachdem wir danach die Stadt für einige Stunden auf eigene Faust erkundet hatten, ließen wir den Abend mit einem gemeinsamen Abendessen in einer Brasserie ausklingen und machten uns am nächsten Morgen auf den Rückweg nach Köln.

Wir sind sehr froh darüber, dass uns die Möglichkeit gegeben wurde, diese Erfahrung zu machen.