Klassen 9b und c


Das Märchen von der Prinzessin im Kerker

Es war einmal vor langer, langer Zeit ein Mädchen, das unglücklich in den Bergruinen auf einen Befreier wartete. Ihr Vater, der König von Carthago, hatte sie in dem damals herrschenden Krieg an die gegnerischen Truppen verloren. Täglich warf man ihr ein trockenes Stück Brot in den Kerker. Warum man versuchte sie am Leben zu erhalten, wusste sie nicht. In ihrer entsetzlichen Langweile suchte sie eines Tages die von Schimmel befallenen Wände nach Spalten ab um dem dunklen Leben in den Ruinen zu entkommen. Auf der Suche zerriss und verdreckte sie das letzte Geschenk ihres geliebten Vaters, dass sie noch bei sich trug, das letzte Andenken an ihr vorheriges, leichtes und beflügeltes Leben, ihr Prinzessinnenkleid. Es war wunderschön und die Tatsache, dass niemand es mehr retten könnte, machte sie fürchterlich traurig. Dennoch suchte sie weiter und als sie in der hintersten Ecke des Kerkers angelangt war, entdeckte sie tatsächlich einen Spalt. Sie griff mit ihren inzwischen verschmutzen Händen in die Lücke. Eine Ratte fiepte und darauf sprangen vier oder fünf andere aus dem Spalt. Später stellte die Prinzessin fest, dass dies kein Spalt zum Entkommen war, sondern eher eine kleine Höhle. In ihrer Enttäuschung fand sie ein kleines angenagtes Stück Tierhaut. Zuerst sah sie es nicht, aber später erkannte sie Zeichen einer sehr alten Sprache in das Fell eingeritzt. Sie hatte eine Botschaft gefunden, die vor langer, langer Zeit hier hinterlassen wurde. Am Palast ihres Vaters trafen ständig Händler, Pilger und Wanderer aus fernen Ländern ein und tatsächlich hatte ihr Vater auch eine Zeit lang Besuch von einem sprachgewandten Herrn. Ihr Vater hatte ihn bezahlt, sodass seine Tochter die Lehre der alten Sprachen erlernte. Dennoch brauchte sie Tage um die Botschaft zu entschlüsseln. Es handelte sich um eine Prophezeiung, die besagte, dass eine Prinzessin in teurem Gewand, die in verlorenen Ruinen auf eine Erlösung wartete, sobald die Zeit gekommen sei von dem Ritter ihrer Träume befreit werden und mit ihm ihr nun erfülltes Leben verbringen würde. Sie war sich sicher, dass die Prophezeiung sie meinte. Die Botschaft gab ihr Hoffnung und so wartete sie Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr. Sie gab nicht auf und tatsächlich hörte sie eines Tages die Stimme eines ehrenhaften Ritters aus der Ferne. Sie hörte die Hufen eines kräftigen Rosses. Immer wieder rief jemand ihren Namen. Es klang hoffnungsvoll und voller Glück und da wusste die Prinzessin, dass sie ihn immer lieben würde. Er erlöste sie von den jahrelangen Qualen und trug sie in seinen Armen über die Hügel in das Königreich seines Vaters. Die Nachricht verbreitete sich schnell:
“ Die vermisste und Totgeglaubte Prinzessin ist erschienen“, riefen die Dorfbewohner durch die Gassen und schon nach ein paar Wochen heirateten die beiden. Sie gaben sich das Wort gemeinsam ihr Leben zu verbringen. Es war ein riesiges Fest. Das ganze Königreich war eingeladen. Abends als die Gäste langsam wieder abreisten, suchte die Prinzessin ihre alte Schaukel auf der sie früher immer den Überblick über das ganze Reich genossen hatte. Als ihr Ehemann, der Prinz und zukünftige König von Carthago sie dort sah, kniete er sich vor sie hin und dankte Gott für das wunderbare Geschenk, die Liebe seines Lebens und wenn sie nicht gestorben sind, dann Leben sie noch heute.