Kunst Q2 GK
Es ist August 1962, die französische Künstlerin Louise Bourgeois träumt davon, ein Kind zu gebären, das die Form eines Sacks hat. „Natürlich“, so erinnert sie sich in ihrem Traumtagebuch an eine fremde Stimme, die zu ihr sprach, „natürlich hat das Kind die Gestalt eines Sackes. Sie haben keine Angaben gemacht. Unwissenheit oder Fahrlässigkeit, Sie ernten, was Sie säten.“
Als Tochter durch den eigenen Vater verschmäht, setzt sich die Künstlerin nach dessen Tod intensiv mit Geschlechterfragen auseinander.
Der Sacktraum handelt auch davon, dass man von der Gesellschaft stets zur Eindeutigkeit gezwungen wird. Sogar die Wörter müssen sich entscheiden, männlich oder weiblich zu sein. Der Sack ist eine ambige Antwort, kann alles Mögliche sein: männlich, weiblich, voll, leer. Er ist Materie und Hülle zugleich.